Vermittlung Magazin

"Jetzt bin ich da, wo ich hinwollte!"

Bernhard Gander im Gespräch mit Axel Petri-Preis

Am 7.8. fand die Premiere von "Seven Cuts", eines gemeinsamen Projekts der Choreographin Christine Gaigg und des Komponisten Bernhard Gander statt. Axel Petri-Preis traf Bernhard Gander am Tag nach der Premiere zum Gespräch.

 

terz: Der erste Kontakt zwischen Christine Gaigg und deiner Musik fand im Rahmen des RSO Wien Projekts "Pieces of movement for orchestra" statt. Hast du ihre Arbeit bereits vorher gekannt?

 

Bernhard Gander: Ja, ich habe ein paar Stücke mit der Musik von Bernhard Lang gesehen. Es hat mich aber dann gerade bei den Miniaturen schon sehr überrascht, wie sie sich unglaublich genau mit der Komposition beschäftigt. Das hat mich dann schon sehr begeistert.

 

terz: Wie ging es dann weiter? Ist sie mit dem Wunsch an dich herangetreten, ein gemeinsames Projekt zu machen?

 

Bernhard Gander: Nach den Miniaturen habe ich Christine Gaigg eine Aufnahme von "lovely monster" gegeben und sie hat mir dann erzählt, dass sie ein Monat lang immer zum ganzen Stück aufgewärmt haben. Ein besseres Kompliment kann man gar nicht kriegen! Ich glaube, da hat sie dann den Wunsch gehabt, einmal etwas Größeres mit mir zu machen.

 

terz: War dann gleich die Idee da, ein bestehendes Stück zu verwenden?

 

Bernhard Gander: Ja, eigentlich schon. Ursprünglich wollte sie bei den Orchesterstücken bleiben, aber das hätte man für ImpulsTanz natürlich nur als Zuspielung verwenden können. Dann habe ich ihr einfach erzählt, was ich noch für Stücke habe und bin sehr bald auf "khul" gekommen. Das hat ja einen sehr körperlichen Inhalt. Diese Figur des unglaublichen Hulk, der ja infiziert, krank ist und dann immer wieder explodieren kann. Das ist doch etwas sehr Körperliches. Überhaupt geht es im ganzen Stück immer um den Körper. Ob er nervös oder wütend ist, ob er explodiert... Das kommt dem Tanz natürlich sehr zu Gute.

 

terz: Hat sich die Idee, "khul" zu zerstückeln erst entwickelt, oder gab es die Idee von Anfang an?

 

Bernhard Gander: Das hat sich erst entwickelt. Es hat mir gefallen, dass es nicht von Anfang an ein komplettes Konzept gegeben hat. Wir haben uns oft getroffen, ich war auch viel bei den Proben dabei. Wir haben zuerst mehrere Ansatzpunkte gehabt, zum Beispiel dass wir das Stück mehrmals ganz durchspielen oder nur ein Instrument immer wieder. Alle diese Ideen haben wir auch am Computer simuliert. Im Endeffekt sind wir aber dann doch auf die einzelnen Schnipsel zurückgekommen.

 

terz: War es für dich nie ein Problem, deine Komposition so zu bearbeiten?

 

Bernhard Gander: Nein, es war sogar ein riesen Genuss! Es war mir auch egal, wenn sie (Christine Gaigg, Anm.) gesagt hat, einzelne Stellen schmeißen wir raus, die gefallen ihr nicht, weil ich weiß, dass mein Stück als Ganzes existiert und dann kann sie darüber bestimmen. In dem Fall finde ich es lässig, dass die Musik einfach etwas anderes unterstützen soll. Der Aspekt, dass ich als Komponist dabei nicht im Vordergrund stehe, taugt mir schon ziemlich. Das ist für mich auch ein unverkrampfterer Zugang zur eigenen Musik. Nicht zu sagen, das ist eine großartige kompositorische Idee, sondern wenn’s nicht passt, dann passt es nicht und dann muss es weg.

 

terz: Du nennst es einen unverkrampften Zugang, ich würde sagen, das ist ein sehr uneitler Zugang zur eigenen Musik. Es gibt wohl nicht viele Komponisten, die das so zulassen würden.

 

Bernhard Gander: Wahrscheinlich nicht. Aber mir taugt das. Beim Tanz soll einfach die Musik nicht im Vordergrund stehen. Das ist ein Tanzfestival.

 

terz: Hast du auch Einfluss auf die Choreographie genommen?

 

Bernhard Gander: Nein, das wollte ich auch gar nicht. Aber Christine Gaigg war meine Meinung sehr wichtig. Wir haben oft darüber geredet, was mir beim Tanzen gefällt und wir waren ziemlich auf einer Wellenlänge. Aber eingreifen wollte ich nicht, ich bin einfach kein Tanzexperte.

 

terz: Waren die Texte auch von Anfang an geplant?

 

Bernhard Gander: Ja, das war von Anfang an geplant, nur war nicht sofort klar, in welcher Form. Die Idee hat mir gut gefallen. In letzter Zeit habe ich Lust auf genreübergreifende Sachen, so eine Kombination von Text, Tanz, Video, Musik...

 

terz: Du hast schon erwähnt, dass es in "khul" sehr stark um Körperliches – Transformation, Mutation, Explosion – geht, aber das ist ja nicht dein einziges Stück, in dem es sehr körperlich zugeht. Ist es nicht eine logische Konsequenz, dass deine Musik mit Tanz kombiniert wird?

 

Bernhard Gander: Wenn ich ehrlich bin, will ich nie wieder etwas anderes als Tanzmusik machen. (lacht) Im Ernst, meine letzten Stücke greifen eigentlich immer auf den Körper zurück. "Peter Parker", "Beine und Strümpfe", "lovely monster", "dirty angel"...

 

terz: ... "fluc ’n’ flex" ist ein Stück über zwei Diskotheken...

 

Bernhard Gander: ...ja, mein Gott, ich habe nie etwas anderes gemacht! Und wenn ich denke, mit zehn Jahren, als ich noch bei uns zu Hause zu den Zeltfesten gegangen bin, wo Tanzmusik war, war immer mein größter Traum, Tanzmusiker zu werden. Und jetzt bin ich eigentlich da, wo ich hinwollte!

 

terz: Wird es eine weitere Zusammenarbeit mit Christine Gaigg geben?

 

Bernhard Gander: Ja, ich denke schon, Genaueres kann ich aber noch nicht verraten.

 

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Unterrichtsmaterialien zu Bernhard Gander

Bernhard Gander bei Edition Peters



Redaktion
05.12.2015 12:40

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