Konzerte zum 100. Geburtstag des Wiener Konzerthauses

Ludwig van Beethovens 9. Symphonie mit einem Prolog von Aribert Reimann

Eine Frage steht bei runden Geburtstagen, ob von Personen oder Institutionen, im Raum: Wie sollen sie begangen werden? Im Fall des Wiener Konzerthauses wäre es wohl zunächst nahe gelegen das Eröffnungskonzert vom 19. Oktober 1913 schlicht und einfach zu wiederholen. Auf dem Programm damals standen bekanntlich neben Ludwig van Beethovens 9. Symphonie, die zur Festmusik schlechthin geworden war und trotz manchem ideologischen Missbrauch geblieben ist, das Festliche Präludium, für Orgel und Orchester, op. 61 von Richard Strauss. Doch die Entscheidung ist, darüber gibt auch das Programmheft der Konzerte vom 19. und 20. Oktober 2013 (zweiteres wurde von terz besucht) Auskunft, anders ausgefallen.

 

Als Bekenntnis an die Tradition wurde schließlich als Fixpunkt auf Beethovens symphonisches Opus mit Chor dennoch zurückgegriffen. Alternativ zur Komposition von Richard Strauss, der 1913 als der erfolgreichste Komponist deutscher Sprache gelten durfte, wurde die Suche nach einer ähnlichen Musikerpersönlichkeit einhundert Jahre später begonnen. Es liegt nahe, dass nicht zuletzt die veränderten Bedingungen des Musikmarktes, seine Ausdifferenzierung, diese nicht einfach gestalteten. Letztlich fiel die Wahl auf Aribert Reimann, dem es in seiner jahrelangen Tätigkeit als Komponist, wie auch auch als Klavierpartner zahlreicher Sängergrößen, gelang zeitgenössische Musik zu schaffen, die auch ein breites Publikum anspricht. Nicht zuletzt zeigte dies die Uraufführung seiner letzten Oper Medea nach Grillparzers gleichnamigen Schauspiel, die von der Zeitschrift Opernwelt sogleich zur Uraufführung des Jahres 2010 gewählt worden ist.

 

Aribert Reimann kreierte für diesen Anlass als Auftragswerk des Wiener Konzerthauses einen Prolog zu Beethovens 9. Symphonie auf einen Text von Friedrich Schiller für Chor und Streichorchester. Dafür griff er auf acht Verse der ersten Fassung der Ode an die Freude von Schiller zurück und baut seine Komposition spiegelbildlich zu der Beethovens auf. Bei ihm beginnt der Chor a capella (differenziert ausgeführt von der souveränen Wiener Singakademie in der Einstudierung von Heinz Ferlesch) und tritt erst später in Dialog mit dem Streichorchester (Streicher der Wiener Philharmoniker). Dirigent Gustavo Dudamel traf hier, wie auch in Beethovens 9. Symphonie die richtigen Stimmungen und Tempi und setzte mit seinem vortrefflichen Dirigat Akzente. Eine mitreißende, wie auch beeindruckende Matinee, die hoffentlich in dieser Form Wiederholungen finden wird.