Gogol (UA)

Auftragswerk des Theater an der Wien

Gigantisch, bombastisch, opulent – und das in jeder Hinsicht. Gogol, die Uraufführung der Komponistin Lera Auerbach am Theater an der Wien lässt praktisch keine Wünsche offen, wenn es um den Einsatz von möglichst vielem von allem geht: eine Kostümorgie in beeindruckenden Bühnenbildern, großes Orchester, TänzerInnen, AkrobatInnen, SolistInnen, Chor, Kinder, alles war da. Nur der Einsatz eines Tieres fehlte noch.

 

Von sämtlichen Mitwirkenden wurde absolut alles abverlangt. Martin Winkler und Otto Katzameier in der geteilten Rolle des Gogol vollbringen ebenso Großartiges wie Ladislav Elgr als Bes, Natalia Ushakova als Poshlust, Stella Grigorian als Tod und Sebastian Schaffer als Nikolka. Niemand im Gesangsensemble zeigt Schwächen; im Gegenteil, alle überzeugen mit ihrem Körpergefühl, ihrem schauspielerischen Talent und natürlich ihrer Stimmbeherrschung.

Dennoch, das Werk wirkte leider unterprobt. Vor allem der Arnold Schoenberg Chor und das ORF Radiosymphonieorchester Wien (musikalische Leitung: Vladimir Fedoseyev) schienen mit dem Umfang des Werkes am meisten zu kämpfen. Von beiden ist man Präzision und Hingabe gewöhnt. So muss man daraus schließen, dass das Werk der russischen Komponistin hier die Ausmaße sprengte. Die Größe der Instrumentierung war für den Orchestergraben des Theater an der Wien ungeeignet und brachte wohl zum einen Platznot und zum anderen Kommunikationsprobleme und akustische Mängel mit sich.

 

So ausufernd die Komposition von Gogol ist, gestaltet sich auch die Inszenierung des Werkes. Wenn man viel und ununterbrochenes Geschehen auf der Bühne bevorzugt, so ließ diese Inszenierung von Christine Mielitz keine Wünsche offen. Für manche mag es jedoch überfordernd gewesen sein. Die auditive Reizüberflutung des romantisch schwelgenden Werkes wurde von der Inszenierung auf visueller Ebene gespiegelt und so kam es hin und wieder vor, dass alles auf einmal ein bisschen überbordend wurde. Lera Auerbachs musikalische Sprache knüpft an die gängige Höhrerfahrung an und vermeidet es, das Publikum mit einfallsreicher Rhythmik oder gar mit neuartigen Klänge zu überfordern.

Das russische Libretto, von der Komponistin selbst verfasst, vermeidet es, eine stringente Geschichte zu erzählen. Vielmehr wird der Wahnsinn des Dichters Gogol in aneinandergereihten Episoden durchlebt.

Ob man mit solch einem Libretto, der Art der Inszenierung und dieser musikalischen Ausarbeitung kann oder nicht, hängt sehr vom persönlichen Operngeschmack ab. Was sich jedoch über diese Uraufführung des Theater an der Wien absolut nicht abstreiten lässt, ist die Bewunderung darüber, dass das Team – von der Produktionsleitung, über die technische Leitung über das Orchester, die Chöre, bis hin zu den SolistInnen – dieses Werk so gestemmt und verwirklicht hat. Das kann keine Selbstverständlichkeit sein und ist eine beeindruckende Leistung.

 

Weitere Vorstellungen: 21., 24. & 26.11.2011

www.theater-wien.at

 

Barbara Preis