Aktuelle CasinosOnline CasinosBikesaleNon Gamstop CasinosNon Gamstop Casinos UK
Vermittlung Magazin

Wenn ich blosz noch wueszt (habbichs je gewuszt?)

STATEMENT
Kurt Lanthaler

geboren 1960 in Bozen, lebt seit 1986 als Schriftsteller in Berlin. Romane, Kurzgeschichten, Lyrik, Theaterstücke, Hörspiel, Libretti, Installationen. Übersetzungen aus dem Italienischen. Zuletzt erschienen der Roman »Das Delta« und der Gedichtband »Goldfishs reisen um die halbe welt«.

www.lanthaler.info

Staff favorites

    : wer das gesagt hat : »Man musz als schriftsteller keine ahnung von musik haben. Aber es schadet auch nicht.« Klingt nach Mark Twain. (Eventuell auch nach dem schwer saechselnden Wagner zu zeiten, als er sich fuer einen schriftsteller hielt.)

    Ueber das verhaeltnis von musik:text:musik ist andernorts reichlich, und weitaus berufener, geschrieben worden. Und wird werden. hier solls nur skizzenhaft anklingen.

    Ist ja auch nicht immer so ganz selbstverstaendlich, mit dem, was ein klang in musik, was ein klang in sprache. Ist zwar beides eine frage der frequenzen (chi frequenti?; und sprache auch nichts als ton, irgendwann; spaetestens im kortex eines fuer sich lautlos lesenden), dann aber doch, doch dann, auch : der verhaeltnisse.

     

    Ums mal kurz im konkreteren zu ueberschlagen : da waren (und erlauben Sie bitte das anspiel mit kurzen zitaten, denn :)

     

    Es ist, als pfeife man

    nach dem operngang

    sich von ner arie

    die triole uebern zahn

     

    im verlauf der jahre :

     

    ♪ Ein (verliebt – was fuer eine oper waer das sonst) singender elefant auf einem rasierstuhl. (Wir bekamen sogar dieses verrueckte japanische modell. Von einem in-koafoer selbst angefahren.)

     

    Elefont

    Er seift mich ein

    und das dauert

    Um die stoszzaehn

    In die falten

    Unterm ruessel

    Hinterm ohr

    Und das dauert

    (...)

    Was fuer ein aufstand

    wegen nichts als nur

    Der einen einfachen : rasur

     

    Dasz der arbeit damals auch daten zu den sogenannten »rendition flights« zugrunde lagen (zumal zu einer zeit, als »Ghost Plane: The Untold Story of the CIA's Secret Rendition Programme« von Stephen Grey noch nicht vorlag), war – das wort sei in dem zusammenhang erlaubt – der besondere spasz an der sache. Und : ich entsinne mich einer wunderbaren arie.

     

    ♪ Da war dann schonmal ein sich ins nichtmehrselbstverstaendliche permutierender text einer bautafel. Es endete dermaszen : DEN TUT TITRÜ STI LENZI SOWO BAZI. Tja.

     

    ♪ Und die brigata spendereccia, ein schoenstens, zumal von den PIIGS-staaten (denen wir ja nunmal angehoeren, Manuela Kerer und der autor) aus gesehen, in die zeit passendes projekt – dem es, synchron zu seinem thema, bis dato : der finanzierung ermangelt)

     

    Tra'mene Stricca

    che seppe far le temperate spese,

    e Niccolò che la costuma ricca

    del garofano prima discoverse

    ne l'orto dove tal seme s'appicca;

    e tra'ne la brigata in che disperse

     

    ♪ Oder ein von der berliner s-bahn zerfetzter schneemann. Als ein drastisches post-mauerfall-schicksal in einer handvoll zeilen.

     

    swar kein tachnich

    sich auf reis zu gebn

    : jezz, dada schnee

     

    ♪ Zudem diverse, nicht nur den ural bereisende, goldfishe. Vulgo buckelwale.

     

    Goldfish nahm ein kiemen luft

    hustete ganz unverhufft

    warf sich baeuchlings auf den sand

    seele schier weltabgewandt

    flossenfaeustling fest verschlossen

    koma kuenstlich still genossen

     

    ♪ ♪ ♪ Ein ganz schoen wuestes sammelsurium also, das sich da angesammelt : in toene verwandelt. Das ist dann, der augenblick des tons, der augenblick, in dem endlich alles nochmal anders scheint. Sobald du hoerst (meine noten-vom-blatt-lesefaehigkeit ist begrenzt : auf terzen), hoert es sich an wie nochmals gaenzlich neuanders. Und was da orchestermusiker alles so machen, und saenger. Und der hallraum. Der nachklang. Es sind, stellst du schreiber fest, eine menge moeglichkeiten, ueber die eine komponistin verfuegen kann. (Dir bleibt der buchstabe.)

    (Dasz aber komponistin und autor sich seit zweiunddreiszig jahren kennen, ist weder verdienst noch hinderungsgrund : macht aber freude, und schadet nicht.)

    Immer aber bleibt, das meine erfahrung aus der arbeit mit Manuela Kerer, auch : die absichtsvolle lust am (gern auch messerscharf) spielerischen.