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2/2014 Shakespeare im zeitgenössischen Musiktheater
Zurück zu Shakespeare!
Claus H. Hennebergs Lear-Libretto für Aribert Reimann und seine englische Übersetzung von Desmond Clayton
ESSAY
Albert Gier
Professor für Romanische Literaturwissenschaft an der Universität Bamberg. Forschungsschwerpunkt: die Literaturen Frankreichs, Italiens und Spaniens. Ein besonderer Schwerpunkt in Forschung und Lehre sind die Beziehungen zwischen Musik und Literatur - Librettoforschung (Librettologie), Musik in der Literatur, Musiktheater, Oper, Operette.
"Shakespeare als Vorlage für eine Oper zu benutzen, ist eine der wüstesten Unternehmungen, denen man sich aussetzen kann", schrieb der Librettist Claus H. Henneberg1 im Rückblick auf seine von Dietrich Fischer-Dieskau angeregte2 Lear-Adaptation für Aribert Reimann (UA München, 9. Juli 1978). Für die Musiktheater-Bühne sind Shakespeares Dramen nicht nur zu lang (wie alle Sprechstücke), sie seien auch zu kompliziert: Die dramaturgischen Strukturen "werden (…) für das Musiktheater erst erreichbar, wenn ein Modus gefunden wird, der den großen Zug des betreffenden Stückes beibehält, aber auf die verzwickte Kleinform der einzelnen Szenen verzichtet"3.
Henneberg hat Shakespeares Lear – in der alten Übersetzung von Johann Joachim Eschenburg4, deren "harte Sprache" ihm "Shakespeare gemäßer"5 erschien als die Version Wolf Heinrich Graf von Baudissins in der Schlegel–Tieck-Ausgabe – gleichsam auseinandergenommen und neu zusammengesetzt....
Zur Aktualität von Shakespeares Sturm im Musiktheater
ESSAY
Caroline Lüderssen
Studium der Anglistik, Italienischen Philologie und Musikwissenschaft. Promotion an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main. Habilitation an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Forschungsschwerpunkte: Italienische Literatur der Gegenwart, Migrationsliteratur, Musiktheater.
William Shakespeares letztes Drama The Tempest – Der Sturm (1611) ist mit Abstand dasjenige unter seinen Stücken, das seit Henry Purcells Adaption (1695) am meisten Werke für das Musiktheater inspiriert hat.1 Auch bei zeitgenössischen Komponisten scheint sich dieser Trend fortzusetzen. Aus jüngster Zeit sind zu nennen The Tempest (2004) von Thomas Adès2und Prospero (2006) von Luca Lombardi. Auch Peter Greenaways monumentales Filmspektakel Prospero’s Books 1991 mit Musik von Michael Nyman gehörte in diesen Kontext. Was macht das Stück so interessant für die Umarbeitung in eine zeitgenössische Komposition?
Da ist zum einen der Stoff. Die Geschichte handelt von Prospero, dem exilierten Herzog von Mailand, dessen Thron von seinem Bruder usurpiert wurde, der mit seiner Tochter Miranda auf dem Meer ausgesetzt wird und auf einer Insel strandet und nach zwölf Jahren Gelegenheit schafft, sich an seinen Widersachern zu rächen, sich dann aber mit ihnen versöhnt - dieser Stoff bringt Grundkonflikte der menschlichen Gesellschaft auf die Bühne....
© Bregenzer Festspiele/Karl ForsterAndré Tchaikowsky – Die tägliche Mühe ein Mensch zu sein
Erzählt und herausgegeben von Anastasia Belina-Johnson
REZENSION
Constantin Stimmer
Kompositions- und Musiktheoriestudium am Mozarteum Salzburg. Derzeit Masterstudium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin.
"Der Tchaikopath ist wieder da!"
Nicht oft erleben wir Musiker, die neben Ihrer Konzerttätigkeit die Zeit finden, originäre Kompositionen zu verfassen. Permanent unter immensen Zeitdruck zu stehen, den nächsten Klavierabend, das nächste Konzert oder die nächste Tournee vorzubereiten, reduziert sich das Leben mitunter sehr häufig auf eine Eindimensionalität zwischen Druck der Manager und der Prämisse, zum Vergnügen des Konzertpublikums in ihrer Gier nach Stars immer der Beste/die Beste zu sein....