Vermittlung Magazin

Gegenwart – Gegenwart des Vergangenen – Gegenwart der Zukunft

Die drei Zeiten der Judith Unterpertinger – ein Portrait

PORTRAIT
Barbara Preis

dissertierte in Musikwissenschaft. Ihr Doktorat führte sie auch an die Columbia University in New York City. Sie absolvierte den Lehrgang für Kulturmanagement an der Musikuni Wien. Seit 2008 ist sie Assistentin der Intendanz der Neuen Oper Wien. Seit 2011 ist sie Geschäftsführerin von www.terz.cc

Alles, was man erlebt, beeinflusst in irgendeiner Form. Doch gewonnene Eindrücke bedürfen nicht unbedingt unmittelbar einer direkten Umsetzung im nächsten Werk. Es scheint dieser Duktus zu sein, der die Künstlerin Judith Unterpertinger vorantreibt in ihrem Bestreben offen zu bleiben und neue Wege einzuschlagen.

Die 1977 in Tirol in Hall geborene Judith Unterpertinger nahm einen "unspektakulären" musikalischen Erziehungsweg. Sie lernte Klavier, weil es dieses Instrument zu Hause gab. Gezielt auf eine Karriere als Pianistin oder Musikerin wurde sie nicht vorbereitet, schon gar nicht auf eine Laufbahn als Komponistin oder gar Performance-Künstlerin. Nach dem Schulabschluss ging sie nach Wien, um an der Universität Wien Philosophie zu studieren. Während dieses Studiums wurde immer klarer, sie musste auch etwas mit Klavier machen.

Die Aufnahmeprüfung an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz war erfolgreich und genau das, was Judith Unterpertinger nach eigenem Empfinden brauchte: Improvisation und Jazz-Klavier. Nach einiger Zeit war klar, das Klavierstudium alleine reichte nicht, die Künstlerin hatte umfassendere Vorstellungen vom Agieren in ihrer Musikwelt. So begann sie zusätzlich noch Komposition zu studieren. Ihre Lehrer in Linz waren Martin Stepanik, Gunter Waldek und Christoph Cech. Letzterer förderte sie auf Anhieb aktiv und erteilte ihr auch den ersten Kompositionsauftrag. Die Studienzeit in Linz brachte viele Kontakte und Erfahrungen mit sich, die Judith Unterpertinger den Sprung in die "Szene" ermöglichten. Das Gründen der ersten Band "Der böse Zustand" war nur eine dieser Zusammensetzungen, von denen die Komponistin profitieren konnte. Nach Abschluss ihrer Studien, Klavier, Komposition und Philosophie ging Judith Unterpertinger für einige Zeit nach London.

Mittlerweile hat sie einiges geschaffen, das man unmittelbar mit ihr verbindet. Wie etwa das Arbeiten mit einem adaptierten Klavier "pianoguts" oder ihre Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen Katharina Klement und Mamon Liu Winter im gemeinsamen Ensemble deepseafishK.

Judith Unterpertinger weitet ihren Horizont kontinuierlich aus. In London entdeckte sie die Liebe zur Fotografie, aus der die Werke london wall studies I-III hervorgingen. Außerdem begann sie sich intensiv mit Tanz zu beschäftigen, wie etwa in der Zusammenarbeit mit Katharina Weinhuber (Tänzerin) 2003 für das Stück Triadic Memories von Morton Feldman. Einfluss und Ausübung all dieser Künste beschreiben die Performance Künstlerin Judith Unterpertinger. Ihre Werke wurden bereits mehrmals gewürdigt: dritter Platz beim Gustav Mahler Kompositionswettbewerb und Jahresstipendiatin des SKE Fonds 2006, composer in residence 2007 beim Komponistenforum Mittersill, 2009 erhielt sie das Startstipendium des BMUKK und den Theodor Körner Preis, 2010 das Talentstipendium der Oberösterreichischen Landesregierung. Aufträge erhielt sie unter anderem von Janus Ensemble, den Klangspuren in Schwaz oder Linz09.

Momentan ist Judith Unterpertinger als Ensemblemitglied in mehreren Zusammensetzungen (deepseafish K, krillit+, no business for dogs, u.a.) aktiv, sowie weiters als Komponistin tätig und schließlich auch als Performance-Künstlerin. Auf keinen der drei Berufe kann sie verzichten, sie braucht alle gleichermaßen, auch wenn sie in manchen aktiver ist als in anderen. Doch Ideen entstehen laufend, egal ob diese Kunstrichtung soeben beruflich höchstaktuell oder eher im Hintergrund läuft. Musikalisch interessant erscheint ihr derzeit das Thema "Raum" in vielen Facetten. Dieses Interesse lässt sie in den Bereich Sound Art eindringen, dem sie sich auch mehr widmen möchte.

Das aktuelle Auftragswerk des Festivals Musica Sacra Judith wird im Herbst 2013 bei ebendiesem im Dom von St. Pölten uraufgeführt werden. 

 

 

Barbara Preis: Gegenwart – Gegenwart des Vergangenen – Gegenwart der Zukunft. Die drei Zeiten der Judith Unterpertinger – ein Portrait (19.2.2013). terz.cc (ISSN 2225-8795), 1/2013 Im Portrait: JUUN, http://terz.cc/magazin.php?z=294&id=302. 

 

 

no business for dogs: