Vermittlung Magazin

e_may

Für die Gegenwart der (komponierenden) Frauen

STATEMENT
Sylvia Wendrock

setzte nach abgeschlossenem Studium der Philosophie u. Musikwissenschaft nach Wien über.Verschiedene Tätigkeiten bisher u.a. für den Deutschen Musikrat, Dresden-Hellerau, e_may, Internationale Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt, Wien Modern, Donaueschinger Musiktage. Weiters eigene Ausstellungen u. Kunstprojekte im öffentlichen Raum.

Um mitzugestalten und dem Mangel an Aufführungsmöglichkeiten weiblichen Werkschaffens etwas entgegenzusetzen, gründeten Komponistin Pia Palme und Performerin Gina Mattiello 2007 das "Mini"Festival e_may, wie sie es selbst bezeichneten, welches nun seit 2007 jährlich stattfinden und sich zu einer mehrtägigen Veranstaltung entwickeln konnte.

Mit dem Ziel, die Qualität und Vielfalt der heimischen, aber auch internationalen Komponistinnenszene sichtbar zu machen, vergeben die Initiatorinnen Aufträge an Komponistinnen und werden nicht müde, für deren Kompositions- und Improvisationsansätze immerfort nach neuen respektive entsprechenden Aufführungs- und Darstellungsformaten zu suchen und dabei nicht zuletzt auch die Erreichbarkeit eines leise wachsenden Publikums zu erweitern. Übliche Konzertrahmen weichen einer nicht nur flexiblen Raum-, sondern auch Verhaltensgestaltung seitens der ZuhörerInnen und -schauerInnen, das Experiment steht im Vordergrund.

 

Programmatisch bewegt sich e_may im interdisziplinären Spannungsfeld von neuer und elektronischer Musik, Videokunst, bildender Kunst und Literatur. Traditionelle wie elektronische Klangerzeugung findet ihren Einsatz, die Grenzen der Genres zu öffnen, improvisiertem Jazz genauso wie clubtauglichem Techno zu begegnen und den Begriff "Neue Musik" seiner Patina zu entledigen, um ihn wach und aufmerksam immer wieder auf’s Neue seinem essentiellen Gehalt zuzuführen, entgegen gegenwärtiger Praxis im Kontext Neuer Musik, wo Ensemblehierarchien, Festival- und KuratorInnenpolitik, die Rezeption und auch die musikwissenschaftliche Auslegung neuer Musik eine Weiterentwicklung der eigenen Gattung begrenzen bis behindern.

Damit im Sinne einer offenen und partnerschaftlichen Gesellschaft kreativ agiert und damit einen Prozess unterstützt wird, der tatsächlich eine Veränderung bewirkt und Gegenwartsbezüge mit Perspektiven zulässt, begann e_may in den letzten mit namhaften Festivals wie den Klangspuren Schwaz (2011) oder WIEN MODERN (2012) zu kooperieren, nachdem es zuvor im Wiener Kosmostheater beheimatet war und sich dort zu etablieren konnte.

Bleibt also nur zu wünschen, dass solche Bestrebungen und Klassifizierungen irgendwann einmal überflüssig geworden sind.