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2/2014 Shakespeare im zeitgenössischen Musiktheater
"Ich bin doch ein Mensch des Theaters!"
STATEMENT
Holger Falk
Das zeitgenössische Musiktheater bildet einen Schwerpunkt im künstlerischen Schaffen von Holger Falk. Zu seinen jüngsten Gastengagements zählt die Titelpartie in Wolfgang Rihms Dionysos am Theater Heidelberg.
Das Musiktheater von Peter Eötvös ist für mich zuvorderst Theater mit musikalischen Mitteln.
Vor ein paar Tagen hat er bei unserer ersten musikalischen Probe seiner neuen Oper "Der Goldene Drache" diesen Zugang zu seiner einem Großteil des Stückes sogar noch krasser formuliert: "Zuerst kommt der Text und die Sprache und die Musik unterstützt sie."
Seine Musik, die dieses Theatralische unterstützt, ist eine sehr farbige und multistilistische.
Er ist ein Meister der Instrumentierung. Wenn man seine Opern zuerst 4 Wochen szenisch mit Klavierbegleitung probiert und dann das Orchester dazukommt tut sich eine enorm reiche Welt von Klängen und Stimmungen auf, am liebsten möchte ich dann nur zuhören...
Auch in der Stilistik des Singens verwendet Peter alle Möglichkeiten: "hier wie Monteverdi singen!" "hier, das ist Wagner", "hier Belcanto, bitte!" " das Ensemble wie Comedian Harmonists", "das hier muß wie Berliner Kabarett klingen".
Das finde ich das sehr reizvolle an diesem Musiktheater: Die menschliche Farbigkeit wird in allen emotionalen Zuständen und mit allen stilistischen Mitteln ausgedrückt. Da ihm das unbedingt wichtig ist, schreibt er oft Mikrophone für die Sänger vor, damit auch jeder subtile stimmliche Ausdruck möglich wird. Der Sänger macht sich so keine Gedanken um die Tragfähigkeit des eigenen Singens, was im Regelfall immer zu Kompromissen bei der Unmittelbarkeit des Singens/Sprechens führt.
Einmal habe ich ihn gefragt, ob er auch Lieder schreiben würde, worauf er überzeugt sagte: "Aber nein! Ich bin doch ein Mensch des Theaters!"